
Über Kinderbuchlesungen und schlechte Rezensionen
Seit letztem Jahr trauten wir uns endlich nach langer Zeit unsere Kinderbücher selbst vorzutragen. In diesem Blogeintrag erzählen wir euch wie das überhaupt zustande kam, dass wir so viele Bilderbuchshows gemacht haben. Es fing nämlich alles mit einer schlechten Rezension an.
Unser Buch „Emma die Regenbogenprinzessin“, das wir über einen Kickstarter vermarktet haben, war bereits veröffentlicht.

Ich schaue auf mein Handy, denn eine neue Meldung ist aufgeploppt auf Etsy. Jemand Fremdes, der unser Buch gekauft hat, hat eine Bewertung geschrieben. Juhuu! Ich gehe voller freudiger Erwartung auf die Seite. Doch dann kommt der Schock. Jemand hat uns nur zwei Sterne gegeben und findet unsere Geschichte…. „verwirrend und nicht kindsgerecht.“

Damit hätte ich nicht gerechnet und ich muss schlucken. Was wird meine Mama nur denken, wenn sie diese Rezension liest. Wird sie jemals wieder etwas schreiben wollen? Ich kann eine Träne nicht unterdrücken.
Dabei sind unsere Geschichten doch gut. Wir stecken immer so viel Herzblut rein. Klar sind unsere Geschichten nicht typisch das, was es auf dem Markt gibt und das Buch ist etwas länger als das typische Bilderbuch ab 4 Jahren. Aber diese Rezension kann ich meiner Mutter nicht verheimlichen. Ich schicke ihr die Rezension und warte angespannt auf ihre Reaktion.
„Aber du kannst dir sicher sein, Mami. Ich finde deine Geschichte ganz arg toll, sonst hätte sie mich nicht dazu inspiriert die Illustrationen dazu zu erschaffen!“
„Also Lisa fand die Geschichte ja gut. Vielleicht ist sie trotzdem zu kompliziert?“
„Ich hoffe du machst dir nicht so viele Gedanken darüber. Wenn man Bücher macht, gibt es immer Leute die es nicht mögen“
„Ich mach mir schon Gedanken… Hoffentlich kommen nicht noch mehr solche Rezensionen.“
Wir versuchen uns gegenseitig aufzubauen und meine Mutter gesteht mir tatsächlich dass ihr erster Impuls war, dass sie vielleicht nie wieder schreiben möchte.

Hat die Kundin etwa doch recht und unsere Geschichte ist gar nicht kindgerecht obwohl sie selbst von den Bildern von Kindern inspiriert war? Je mehr wir darüber reden, desto fester steht unser Entschluss. Wir müssen es selbst herausfinden wie unser Buch ankommt denn es wäre ja schrecklich, wenn es stimmt und unser Buch womöglich gar nicht bei unserer Hauptzielgruppe ankommt. Außerdem können wir diese Kritik nicht einfach so auf uns sitzen lassen nachdem wir so viel Arbeit in dieses Buch gesteckt haben!
Wir haben uns das die ganze Zeit nicht vorstellen können, nicht einmal mit unserem ersten Buch. Aber es wird Zeit, dass wir unser Buch in einer Lesung selbst vorstellen. Es gibt nämlich kein ehrlicheres Feedback als von Kindern selbst.
Ich habe auch schon eine Idee wo diese Lesung stattfinden könnte. Da meine Tochter seit kurzem in die Kita geht, Frage ich dort nach und tatsächlich sind sie dort offen für eine Lesung. Das freut uns. Doch dann kommt die Nervosität. Wie sollen wir das denn schaffen unser eigenes Buch vorzustellen, wo uns doch soviel an der Geschichte liegt. Außerdem haben wir selbst noch nie eine Lesung gesehen und wissen gar nicht, wie sowas abläuft. Zum Glück haben wir noch etwas Zeit und wir besuchen eine Bilderbuchshow in der Stadtbibliothek Zuffenhausen. Plötzlich sprüht bei uns die kreative Energie und wir beschließen ebenfalls eine richtige Bilderbuchshow zu kreieren mit animierten Bildern und Tageslichtprojektor.

Das wird die Kinder begeistern! Wären wir doch nur auch für das Präsentieren vor Publikum geschaffen. Leider sind wir beide scheu wie die Erdis und haben uns so eine Lesung einfach nie getraut. Das Datum rückt näher und die Nervosität steigt ins Unermessliche. Was ist, wenn wir uns doch völlig blamieren. In der Show werden ja nicht nur Kinder sitzen sondern auch die Erzieher vom Fach! Ich mache mir Sorgen, dass die Kinder gar nicht zuhören können so lange. Doch meine Mutter, die selbst Erzieherin ist, beruhigt mich. Meist sind es eher die Erwachsenen die nicht zuhören, Kinder können das.
Endlich ist es soweit und wir kleiden uns in unsere Erdis Kostüme:

Ich gebe noch meine Tochter in der Krippe ab und dann kann es losgehen. Und im Endeffekt war es dann gar nicht so schlimm und hat riesen Spaß gemacht.
Wir sind hin und weg und völlig begeistert wie die Kinder gelauscht haben und mitgemacht haben. Das ging doch völlig problemlos und wir fragen uns, warum wir uns das nie getraut haben und eigentlich vorher so aufgeregt waren.
Ab da waren wir dann richtig im Flow und fragten noch an weiteren Stellen an. Wir bekamen sogar die Möglichkeit, in zwei Stadtbibliotheken aufzuführen. Einmal mit mehreren Kindergartengruppen mit anschließender Schminksession.
Dann gab es noch ein besonderes Highlight in der Stadtbibliothek Zuffenhausen, die uns zu dieser Bilderbuchshow mit Animationen überhaupt inspiriert hatte. Wir wurden ganz offiziell mit ins Bilderbuchshow- Programm aufgenommen und Eltern mit Kindern offiziell eingeladen. Natürlich waren wir entsprechend wieder sehr aufgeregt und wir fragten uns, ob das auch mit den Eltern klappen würde. Aber die Kinder und Eltern lauschten ganz gebannt bis zum Ende, man hätte sogar eine Stecknadel fallen gehört. Ob wir das wohl alles gemacht hätten, wenn diese schlechte Rezension nicht gewesen wäre. Niemals ;).
Wir hätten auch entscheiden können, nach der schlechten Rezension ganz aufzuhören. Stattdessen haben wir uns entschlossen mutig zu sein und unsere Geschichte selbst vorzutragen. Bei jeder unserer Lesungen merkten wir richtig, wie der Funke übersprang, weil die Begeisterung für unser Buchprojekt einfach zu spüren war und wir selbst dahinterstehen.
Wenn ihr auch mal für etwas das ihr steht oder etwas, dass ihr in die Welt gesetzt habt negative Kritik geerntet habt: Oft hat nicht jeder das Verständnis dafür wie schwierig es ist ein Projekt wirklich zu Ende zu führen und zu veröffentlichen. Wie viel jahrelange Arbeit, Schweiß und Tränen in einem Herzensprojekt drinstecken. Da gehört unter anderem eine gehörige Portion Mut dazu und viele machen es nicht gerade aus Angst vor Ablehnung. Es ist erst einmal sehr hart, aber dann muss man auch verstehen, dass diese Fremde Person auch gar keinen Bezug zu uns hat und unsere „Geschichte“ gar nicht kennt. Sie hatte keine Ahnung, dass wir das alles alleine auf die Beine gestellt haben, ohne die Hilfe eines großen Verlages. Und nur eine negative Rezension sollte einen nicht so runterziehen, denn es gibt immer noch genug Leute, die unsere Geschichten toll und besonders finden. Es wäre doch auch langweilig komplett dem Mainstream zu entsprechen oder?

Wenn ihr übrigens selbst einen Eindruck haben wollt von unserer Bilderbuchshow, haben wir das ganze als Hörbuch aufgenommen und stellen es hier kostenlos zur Verfügung, hier geht es zur Anmeldung:
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