Baumhäuser im Dornröschenschlaf
Auf dem Knollenberg gab es wilde Ecken und geheimnisvolle Winkel. In dichtem Gestrüpp lagen verlassene Lager und verfallene Baumhäuser im Dornröschenschlaf.
„Tief im Unterholz steht eine uralte Fichte, dort ist das Baumhaus von Mama, als sie klein war“, erzählte Papa, aber sie konnten es nie finden.
(Textauszug: Die Erdis)
Danny und Jonas (Namen wurden geändert) hatten zwischen Hecken aus abgestorbenen Ästen eine Spielhütte gebaut. Sie spielten Ötzi und bastelten eine Ötzi- Trage aus zwei langen Ästen und Sackleinen. In der Abenddämmerung kauerten sie mucksmäuschenstill in ihrem Versteck und beobachteten Kaninchen (oder Hasen), die in der Hecke Schutz suchten. Das Spiel endete eines Tages jäh, als Waldarbeiter, die bei Auslichtungsschnitten angefallenen Äste auf ihrem Spiellager aufschichteten und anzündeten. Jonas und Danny standen dabei, als die Arbeiter, in ihre Richtung lachend, die Ötzi- Trage ins Feuer warfen.
Danny und Jonas spielten nie mehr miteinander noch bauten sie jemals ein Lager, aber heute sind sie beide Naturschützer.
Wo können Kinder heute noch selbst Baumhäuser oder Buden bauen und draußen richtig spielen? Oft nicht einmal mehr im eigenen Garten! Worauf man im tiefen Unterholz so stößt, ist meist verfallen und verwaist. Vor nicht so langer Zeit war es normal, draußen herumzustromern und die Natur zu erkunden. Gerne erinnern wir uns an unsere Höhle in der Hecke oder den Apfelbaum mit Sitzplatz zum Schmökern.
In Wohngebieten gibt es wohl Spielplätze, es mangelt aber vielerorts an wildem Grün, sowie an der Akzeptanz fürs Bespielen von freien natürlichen Flächen. Dank verschiedener Initiativen fürs draußen Spielen, zeigen sich jedoch heute wieder zaghafte Spuren von freiem Spiel in der Natur.
Hoffnung machen die Naturkindergärten und verschiedene Naturprojekte für Draußenkinder in der Stadt und auf dem Land!
Kinder hinterlassen Spuren in der Natur
und wenn ich diese verlassenen Lager anschaue werde ich ein bisschen wehmütig,
denn wir befinden uns in einer Art Dornröschenschlaf und es ist sehr still.
Ich vermisse euch und freue mich auf
Kinderlachen und ausgelassenes, unbeschwertes Kinderspiel
sichtbar und hörbar und überall!
Einstweilen vergnügen wir uns alle im Schnee!
@naschbaerbauch
Oder wir machen erstmal Winterschlaf, bis die Pandemie vorbei ist!
„Mama, I need another story, Mama!
Mama, I need a glas of water, Mama!
Mama, wake up! I’m cold!
Mama, I want to snuggle up near you!
Mama, I need a cosy bed, Mama!
Mamaa…!“
@naschbaerbauch
Kaum hundert Jahre ist es her, da schrieb Joyce Lankester Brisley eine bezaubernde Geschichte über ein Baumhaus, und weil es keine deutsche Übersetzung gab, habe ich sie aus dem Englischen übersetzt. Viel Spaß beim Lesen oder beim Zuhören!
MILLY-MOLLY-MANDY FINDET EIN NEST
Es war einmal an einem warmen Sommermorgen, als Onkel schnell zur Hintertür des schönen weißen Häuschens mit dem Strohdach kam und von der Küche aus rief: „Milly-Molly-Mandy!“
Milly-Molly-Mandy, ein großes Bündel Wäsche für Mama tragend, kam gerade nach unten und rief zurück: „Ja Onkel?“
„Komm! Schnell!“, sagte Onkel und ging wieder zur Hintertür hinaus. Milly-Molly-Mandy konnte sich nicht vorstellen, was Onkel von ihr wollte, aber es hörte sich so aufregend an, dass sie das große Bündel in Eile auf die Treppe fallen ließ und den Gang hinunterrannte. Aber als sie ankam, dachte sie, sie sollte das große Bündel nicht auf der Treppe lassen, damit nicht jemand im Halbdunkel darüber stolpert; also rannte sie in Eile wieder zurück und holte das große Bündel herunter und rannte damit zur Küche. Aber sie hatte es so eilig, dass sie einige Dinge aus dem großen Bündel fallen ließ und wieder zurücklaufen und sie aufheben musste. Aber schließlich brachte sie sie alle auf den Küchentisch, dann rannte sie zur Hintertür heraus und sagte: „Ja, Onkel? Was ist los, Onkel?“
„Milly-Molly-Mandy“, sagte Onkel und schritt mit seinen Brettern und seinem Werkzeugkasten über das Gras.
„Ich habe ein Nest gefunden.“
„Was für ein Nest?“ sagte Milly-Molly-Mandy und hüpfte ein wenig, um mit ihm Schritt zu halten.
„Milly-Molly-Mandy“, sagte Onkel,“ ich denke eher, es ist ein Milly-Molly-Mandy-Nest.“
Milly-Molly-Mandy blieb stehen und starrte Onkel an, aber er schritt mit seinen Brettern und seinem Werkzeugkasten weiter, als wäre nichts. Dann begann Milly-Molly-Mandy in großer Eile auf und ab zu springen und sagte:
„Was ist ein Milly-Molly-Mandy-Nest, Onkel? Wie sieht es aus, Onkel? Wo ist es, Onkel? Du musst es mir sagen!“
„Nun“, sagte Onkel, „du solltest wissen, was ein Milly-Molly-Mandy-Nest ist, schließlich bist du selbst eine Milly-Molly-Mandy. Es ist oben in der großen alten Eiche unten an der Wiese.“
Also stürmte Milly-Molly-Mandy zu der großen alten Eiche unten an der Wiese, aber sie konnte keine Art von Nest sehen, nur Onkels gegen den Baum gelehnte Leiter. Onkel stellte die Bretter und den Werkzeugkasten vorsichtig auf den Boden, dann stellte er die Leiter gegen die große alte Eiche, dann hob er Milly-Molly-Mandy auf und trug sie die Leiter hoch und setzte sie auf einen schönen sicheren Ast. Und dann sah Milly-Molly-Mandy, dass es eine große Mulde in der großen alten Eiche gab (die in der Tat eine sehr große alte Eiche war). Und es war so eine große Mulde, dass Onkel selbst richtig hineinkommen und ziemlich viel Platz übriglassen konnte.
„Nun, Milly-Molly-Mandy“, sagte Onkel, „kannst du dich auf diesen Ast setzen und ein bisschen zwitschern, während ich dein Nest in Ordnung bringe.“
Dann ging Onkel die Leiter hinunter und brachte einige der Bretter und den Werkzeugkasten hoch, den er an seinem Griff an einen hervorstehenden Ast hing. Und Milly-Molly-Mandy sah zu, während Onkel Bretter abmaß und sie sägte und sie einpasste und Nägel hineinhämmerte bis er einen schönen Flachboden in den Hohlraum der alten Eiche gemacht hatte, so dass es aussah wie der schönste kleine Märchenraum, den du jemals gesehen hast!
Dann zog er Milly-Molly-Mandy vom Ast, wo sie vor Aufregung gezwitschert hatte wie der größte Spatz, den du jemals gesehen hast (nur, dass du nie einen Spatzen in einem rosa-weiß gestreiften Baumwollkleid gesehen hast), und hievte sie in die Mulde.
Und Milly-Molly-Mandy stand auf dem schönen flachen Boden und berührte die lustigen braunen Wände der großen alten Eiche im Inneren, schaute aus der Öffnung auf das Gras unten und dachte, ein Milly-Molly-Mandy-Nest sei der schönste und aufregendste Ort auf der ganzen Welt!
Genau in diesem Moment, wen sollte sie am Ende der Wiese die Straße entlang wandern sehen, als ihre kleine Freundin Susan!
„Susan!“ rief Milly-Molly-Mandy so laut sie konnte und winkte so fest sie konnte. Und die kleine Freundin Susan guckte über die Hecke.
Zuerst sah sie Milly-Molly-Mandy nicht in ihrem Nest, und dann tat sie es, und sie sprang auf und ab und winkte und Milly-Molly-Mandy winkte ihr zu, und die kleine Freundin Susan rannte zum Wiesentor und konnte es nicht so eilig öffnen und versuchte durchzukommen und konnte nicht, weil sie zu groß war und begann drüber zu klettern und konnte nicht, weil es ziemlich hoch war. Endlich drückte sie sich durch eine kleine Lücke in der Hecke um die Seite des Torpfostens herum und rannte über die Wiese zu der großen alten Eiche, und Onkel half ihr auf. Und dann saßen Milly-Molly-Mandy und die kleine Freundin Susan zusammen und umarmten sich oben im Milly-Molly-Mandy-Nest.
In diesem Moment kam Vater an der großen alten Eiche vorbei, und als er sah, was los war, holte er sich ein Seil und warf Milly-Molly-Mandy ein Ende zu. Und dann band Vater eine leere Holzkiste an das andere Ende, und Milly-Molly-Mandy zog sie hoch und löste sie und stellte sie wie einen kleinen Tisch in die Mitte des Bodens.
Dann öffnete Mutter, die von der Seite aus zugesehen hatte, das Tor des schönen weißen Häuschens, kam und band einen alten Teppich an das Ende des Seils, und die kleine Freundin Susan zog ihn hoch und breitete ihn wie einen Teppich auf dem Boden aus.
Dann kam Opa und band einige feine reife Pflaumen in einem Korb an das Ende des Seils, und Milly-Molly-Mandy zog sie hoch und stellte sie auf den kleinen Tisch. Dann kam Oma über die Wiese und brachte ein paar alte Kissen mit, und sie band sie an das Ende des Seils, und die kleine Freundin Susan zog sie hoch und arrangierte sie auf dem Teppich. Dann kam Tante, und sie band eine kleine Blumenvase an das Ende eines Seils, und Milly-Molly-Mandy zog sie hoch und stellte sie in die Mitte des Tisches.
Und jetzt war das Milly-Molly-Mandy-Nest richtig eingerichtet, und Milly-Molly-Mandy hatte es so eilig, Billy Blunt dazu zu bringen, es zu sehen, dass sie kaum schnell genug davon runterkommen konnte.
Mutter sagte: „Du kannst die kleine Freundin Susan und Billy Blunt bitten, dort oben Tee zu trinken, wenn du möchtest, Milly-Molly-Mandy.“
Also rannten Milly-Molly-Mandy und die kleine Freundin Susan sofort los und hüpften und sprangen zum Moggs-Häuschen (damit die kleine Freundin Susan Frau Moggs, ihre Mama, um Erlaubnis bitten konnte) und ins Dorf zu Mr. Blunts Maisladen (um Billy Blunt zu fragen), während Onkel Stufen an der großen alten Eiche befestigte, damit sie leicht zum Nest klettern konnten.
Und noch am selben Nachmittag um fünf Uhr saßen Milly-Molly-Mandy und die kleine Freundin Susan und Billy Blunt und tranken Milch aus drei kleinen Bechern, aßen Brot mit Marmelade und Lebkuchen von drei kleinen Tellern und fühlten sich einfach so aufgeregt und bequem und glücklich wie auch immer sie sein konnten, hoch oben im Milly-Molly-Mandy-Nest.
JOYCE LANKESTER BRISLEY 1928
Milly-Molly-Mandy Finds a Nest
JOYCE LANKESTER BRISLEY
Once upon a time there was a little girl. She had a Father, and a Mother, and a Grandpa, and a Grandma, and an Uncle, and an Aunty; and they all lived together in a nice white cottage with a thatched roof. This girl had short hair, and short legs, and short frocks. But her name wasn’nt short at all. It was Millicent Margaret Amanda. And because they couldn’t very well call out „Millicent Margaret Amanda!“ everytime they wanted her, so they shortened it to „Milly-Molly-Mandy“…
Thank you very much Jenny, for kindly sharing your reading aloud on your YouTube Video!